Allerseelen – Reden wir über den Tod
Der Tod ist nicht das Ende, er ist der Übergang in die andere Welt, heisst es in vielen Religionen. Dort dürfen wir unsere lieben Verstorbenen geborgen wissen. Für viele ein beruhigender Gedanke. Am 2. November, am Allerseelen-Tag, gedenken wir unserer verstorbenen Familienmitglieder.
Wenn wir über den Tod reden, was fühlen wir?
In den letzten Jahren haben Berichte über „Nahtoderlebnisse“ immer wieder für Aufsehen gesorgt. Menschen, die nach einem Unfall oder bei Operationen beinahe gestorben wären, schildern, was sie an der Grenze zwischen Leben und Tod erlebten. Sie hatten das Gefühl, aus dem eigenen Körper zu treten und über sich selbst zu schweben. In einer Art „Lebensfilm“ konnten sie die wichtigsten Situationen und Stationen ihres Lebens überblicken.
Dann fühlten sie sich von einem starken Sog erfasst, der sie in einen dunklen Tunnel hineinzog. Ein Tunnel, hinter dem eine Art „Liebessonne“ erstrahlt. Solche Nahtoderlebnisse bestätigen, was der Glaube sagt. Der Tod ist nicht das Ende, er ist der Übergang in die andere Welt. Dort warten unsere Verstorbenen auf uns.
Allerheiligen ist ein christliches Fest (in der Westkirche am 1. November gefeiert), bei dem aller Heiligen gemeinsam gedacht wird. Am Allerseelen-Tag am 2. November wird in der römisch-katholischen Kirche an alle verstorbenen Seelen gedacht. In der Bibel heißt es dazu „… das Ewige Licht leuchte ihnen“, weswegen an den Friedhöfen Lichter angezündet werden als Zeichen an den Glauben an die Auferstehung.
Allerseelen – ein Volksfest rund um den Tod
Heute, am 2. November wird also Allerseelen gefeiert. Dieses Fest hat seinen Ursprung seit dem 7. Jahrhundert in Spanien. Die Wurzeln sollen im heidnischen Ahnenkult liegen. Populär wurde Allerseelen im 9. Jahrhundert, befördert durch Odilo, den Abt von Cluny, einem Kloster in Frankreich. Es ist „das Fest aller Toten“ – nicht nur der Heiligen.
Nach einem alten Volksglauben sind die Seelen der Verstorbenen, die vor Gottes Gericht bestanden haben und bevor sie in den Himmel, den Kreis der Heiligen aufgenommen werden, an einem Ort der Reinigung, dem Purgatorium (Fegefeuer). Die Lebenden können den Toten mit Gebeten und Fasten für die endgültige Erlösung der Seelen helfen.
Die Katholiken beten also für die Seelen, die noch im Fegefeuer leiden. Eine dunkle Vorstellung. Die Seelen der Verstorbenen steigen an diesem Tag aus dem Fegefeuer zur Erde auf und ruhen sich für kurze Zeit von ihren Qualen aus.
Allerseelen auf mexikanisch – Der „Dias de los Muertos“ feiert den Tod
In Mexiko werden die beiden „Tage der Toten“ im Vergleich zu unserem Kulturkreis groß und fröhlich gefeiert. Auch die überlieferte Geschichte hat weniger mit dem Fegefeuer als mit der Welt der Toten zu tun, die an diesen Tagen von den Seelen verlassen wird, um zur Erde ‚auf Besuch‘ zurückzukehren.
Das Fest ist ein Zusammentreffen von Verwandten und Freunden, Arbeitskolleginnen und Kollegen und Nachbarn, auch auf den Friedhöfen. Mariachi-Gruppen spielen traditionelle Musik auf den Gräbern, und rund um die Friedhöfe formieren sich Menschen als Skelette verkleidet zu festlichen, lauten und fröhlichen Umzügen. Kinder naschen Särge aus Schokolade und Verliebte schenken einander Totenköpfe aus Zuckerguss, auf deren Stirn sie den Namen der oder des Geliebten schreiben.
Hinter dem vordergründig fröhlichen und humorvollen, ja fast koketten Umgang mit dem Tod stehen ein tiefer Respekt und die Vorstellung vieler Mexikanerinnen und Mexikaner, dass die Verstorbenen rund um das christliche Fest Allerheiligen und Allerseelen für 24 Stunden zu ihren Angehörigen „auf Stippvisite kommen“.
Totenköpfe in allen Varianten
Die Menschen essen, trinken, singen und tanzen miteinander zu Hause, in den Straßen und auf den Friedhöfen, viele verkleiden und formieren sich zu Umzügen. Das Tor in die jenseitige Welt scheint in dieser Zeit einen Spalt geöffnet zu sein, die Schranke, die Leben und Tod voneinander trennt, scheint durchlässig zu werden.
Der Pixar-Film ‚Coco‘ erklärt den ‚Dia de los Muertos‘ und die mexikanische Tradition in kindgerechter Weise.Wie Kinder Tod und Sterben erleben
Am Allerheiligen und Allerseelen Tag gilt es, besonders auf die Gefühle der Kinder rund ums Thema Tod zu achten. Kinder im Vorschulalter stellen sich den Tod ganz anders vor als wir Erwachsenen. Für sie ist er nicht endgültig. Das kindliche Verständnis von Tod und Sterben schützt die Kinder. Sie glauben nicht, dass jemand nicht mehr wiederkommt, wenn er tot ist.
Wenn man lange genug im Sarg war, kommt man heraus aus dem Grab. So stellen sich Kinder den Tod vor. Auch Volksschulkinder können sehr wissbegierig rund ums Thema Tod sein. Sie wollen wissen, wie es mit dem Sarg und dem Körper in der Erde weiter geht. Und Jugendliche? Jugendliche sprechen oft mit Gleichaltrigen über den Tod eines Freundes oder einer Freundin, mit den Eltern wollen sie nicht reden.
Altersgerecht erklären
Kinderpsychologen raten dazu, dass eine Bezugsperson Kindern auf altersgerechte Weise und wahrheitsgetreu erklären sollten, was passiert, wenn ein Mensch stirbt.
Kinderpsychologen wissen, was der Tod der Mama, des Papas oder der Großeltern für ein Kind bedeuten kann. Sie wissen, was der Suizid eines Kindes oder eines Jugendlichen bei Geschwistern und Klassenkameraden auslösen kann. Über das Ereignis sprechen oder es nachspielen, kann helfen. Lego hat sich des Themas angenommen und relevantes Material entwickelt: Leselink
Buchempfehlungen für Kinder:
Ente, Tod und Tulpe. Von Wolf Erlbruch
Wo gehst du hin, Opa? Von Brigitte Endres
Und was kommt dann? Von Pernilla Stalfelt
Selbsthilfegruppen für Erwachsene und Kinder:
https://startsocial.de/schwerpunktthema/tod-trauer