Auszeichnung für Projekte, die Einsamkeit im Alter vorbeugen

Vor kurzem fand in Berlin der Fachkongress „Einsamkeit im Alter vorbeugen” unter dem Motto „Einsam? Zweisam? Gemeinsam!“ statt. Dabei würdigte die Bundesseniorenministerin Dr. Franziska Giffey Projekte, die sich gegen soziale Isolation im Alter einsetzen.

Einsamkeit im Alter ist ein vielschichtiges Phänomen mit unterschiedlichsten Ursachen. Vor allem ältere Menschen sind betroffen und brauchen Unterstützung.

„Wir wollen uns um die Menschen kümmern, die einsam sind oder von Einsamkeit bedroht sind. Jede und jeder einzelne kann das im eigenen Lebensumfeld tun: in der Nachbarschaft und sogar in der eigenen Familie. Einsamkeit vorzubeugen ist aber auch eine Aufgabe der Gesellschaft. Es ist nicht gut, wenn es dem Zufall überlassen bleibt, ob sich jemand kümmert. Wir brauchen gute Ideen und Angebote, die funktionieren und wirken.”, sagte die Ministerin.

Nicht jeder, der alleine ist, ist einsam

Prof. Dr. Ursula Lehr, ehemalige Bundesseniorenministerin meint zum Thema: „Nicht jeder, der alleine ist und alleine lebt und viel Zeit des Tages allein verbringt, ist einsam. Manche wollen ja ganz gerne allein sein und sich sammeln um was zu können. An muss also mit viel Feingefühl herausfinden: Ist der Mensch einsam? Dann muss ihm geholfen werden. Am ehesten kann man älteren Menschen helfen, wenn man ihnen eine Aufgabe gibt. The feeling of being needed, das Gefühl gebraucht zu werden – das ist entscheidender als ständigen Kontakt.“

Ältere Menschen sind heute sehr aktiv. Die Rentenzeit ist aber ein neuer Lebensabschnitt. Der muss gestaltet werden. Es gibt viele Menschen, die das von alleine nicht schaffen. Die gesellschaftliche Aufgabe unserer Gesellschaft ist es, Lösungen zu finden, damit diese Menschen aktiv am Leben mitmachen können.

Lösungen gibt es viele

Soziale Kontakte sind entscheidend für die Lebensqualität der Menschen, auch jenseits der Familie, weil die Familien nicht mehr zusammenhocken. Schicksalsschläge wie Tod, Erkrankung, aber auch Armut steigern das Risiko sozialer Isolation und Vereinsamung bei älteren Menschen. Weil Einsamkeit viele Gesichter und viele Gründe hat, gibt es nicht eine Lösung, sondern viele.

Wie vielfältig das Engagement, die Ideen und die Lösungswege sind, beweist dieser Wettbewerb. Die Ministerin sagt in ihrer Rede: “ Wir wollen das Engagement jener, die Lösungen gegen Einsamkeit im Alter sichtbar machen und würdigen. Wir kümmern uns um die Kümmerer. Sie sind Impulsgeber und Vorbild für andere. Ihr Engagement macht unsere Gesellschaft besser. Im Kleinen wie im Großen.“

Der Wettbewerb

Den Wettbewerb führte das Bundesseniorenministerium gemeinsam mit der BAGSO durch. Es gab insgesamt 601 Bewerbungen in fünf Kategorien. Eine sechsköpfige Jury aus Kommunen, Wissenschaft und Politik wählte die 15 Sieger in einer gemeinsamen Sitzung aus.

Regelmäßige Fachkongresse zum Thema Einsamkeit dienen dem Austausch und der Vernetzung der Akteure. Man diskutiert über aktuelle Befunde aus der Forschung zum Thema Einsamkeit und soziale Isolation, neue Wege der Begegnung, kommunale Strategien, besondere Zielgruppen und europäische Strategien.

Video “Einsam im Alter – Erfahrungen“:

https://www.youtube.com/watch?v=E1CLxHe4kb4

Die Preisträger der Bemühungen gegen ‚Einsamkeit im Alter‘ – ein Auszug

Preisträger der Kategorie Bildung und Kultur sind KULTURISTENHOCH2 und das Zentrum für Migranten und Interkulturelle Studien e.V. (ZIS).

KULTURISTENHOCH2

ermöglicht wirtschaftlich und/oder körperlich eingeschränkten Seniorinnen und Senioren kostenlos und regelmäßig Besuche vielfältiger Kulturveranstaltungen. Begleitet werden sie dabei von Schülerinnen und Schülern aus ihrem Stadtteil. Die kulturellen Angebote dienen als Gelegenheit, eine Brücke zwischen Jung und Alt zu bauen, Teilhabe, Begegnung und Austausch zu fördern und zum Zusammenhalt anzustiften.

Das Projekt „Alt ist nicht gleich alt“

in Bremen zielt auf die Förderung der Integration von Migrantinnen und Migranten im Sinne gesellschaftlicher Teilhabe und Chancengleichheit. Dafür haben Freiwillige Aktivitäten entwickelt, die zum Mitmachen einladen. Dazu gehören ein Malkurs, eine Nähgruppe in einer offenen Kreativwerkstatt, Theaterworkshops und der Aufbau eines „Virtuellen Museums der Migration“.

Preisträger in der Kategorie Sport und Bewegung sind: der SC Bayer 05 Uerdingen mit dem Projekt „Sportpark – Mobil 50+“, Krefeld (Nordrhein-Westfalen) und der Seniorenbeirat der Stadt Uebigau-Wahrenbrück mit dem Projekt „Lange Mobil und sicher zu Hause“, Uebigau (Brandenburg).

Das „Sportpark-Mobil 50+“

in Krefeld besucht regelmäßig Seniorenheime. Das Team bietet den Bewohnerinnen und Bewohnern angeleitete, niedrigschwellige und spielerische Bewegungsangebote. Dazu gehören Trendsportarten wie Crossboccia. Kinder und Jugendliche aus der Nachbarschaft gesellen sich in der Regel dazu. Das garantiert neben dem gesundheitsförderndem Bewegungsangebot auch generationsübergreifende Begegnungen.

Das Projekt „Lange Mobil und sicher zu Hause“

Die Stadt Uebigau-Wahrenbrück fördert Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden älterer und hochaltriger Menschen. Damit können sie so lange wie möglich aktiv am Gemeinschaftsleben teilnehmen und in den eigenen vier Wänden leben. Der ansässige Seniorenbeirat hat zur Umsetzung dieses Ziels mit Ehrenamtlichen niedrigschwellige Bewegungsangebote entwickelt. Die Aktivitäten finden sowohl in öffentlichen Räumen als auch zu Hause bei Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt, teils als reine Übungseinheiten, teils aber auch in Verbindung mit Kaffee- und Spielenachmittagen.

Über die anderen Projekte erfahren Sie hier: https://www.bagso.de/einsam-zweisam-gemeinsam.html

Nachmachen ausdrücklich erwünscht!

Beitragsfoto von Clark Tibbs auf Unsplash.com

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