Mit Musik zur Biografie

Weihnachten steht vor der Tür. Alle Jahre wieder singen wir uns mit denselben beschwingten Melodien in eine besinnliche Stimmung ein. Musik, die auch an ‚früher‘ erinnert.

Mit Musik in die Vergangenheit reisen

Musik gilt als universelle Sprache. Mit Musik kann man in eine manchmal vergessene Vergangenheit reisen. Das zeigt das Projekt „Music and Memory“ (https://musicandmemory.org/) des Sozialarbeiters Dan Cohen. Cohen hat eine Kampagne gestartet, die Pflegeheimbewohnern iPods zur Verfügung stellt. Ziel seiner Bemühungen ist, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern.

Cohen drehte mit Michael Rossato-Bennett ein Video über sein Projekt, das zum viralen Hit wurde: https://www.youtube.com/watch?v=Fw7Y78aqf_I

Zeit des Erwachens

Am ersten Drehtag beobachtete der Filmemacher Henry, der zurückgezogen lebte und nicht kommunizierte. Beim Musikhören wurde Henry plötzlich ganz lebendig. Er begann zu singen und beantwortete Fragen über sein Leben. Henrys bemerkenswerte Wandlung rührte Rossato-Bennett sehr. Er entschied sich, Cohen drei Jahre lang zu begleiten. Aus der Dokumentation von Cohens Studien entstand der Film  „Alive Inside“ (http://www.aliveinside.us/).

Hier geht es zum Filmtrailer: https://youtu.be/IaB5Egej0TQ

In der Welt der Musiktherapeuten erkennt man seit Jahrzehnten, dass die Auswirkungen von Musik auf Patienten immens ist. Die Forschung belegt, dass Musik aus unserer Jugend den größten Einfluss auf unsere Emotionen und unser Gedächtnis hat.

Wenn Menschen mit fortgeschrittenener Demenz regelmäßig Musik hören, mit der sie eine Erinnerung verbinden, verbessern sich die Ergebnisse von kognitiven Tests innerhalb weniger Monate um bis zu 50%.

Eine Dame mit Demenzerkrankung konnte sich für nichts begeistern, bevor sie mit der Musiktherapie begann. Dann erkannten die Therapeuten durch Zufall, dass sie in jungen Jahren begeisterter Fan der Musikband Eagles war. Die Frau war nach einigen Monaten Musiktherapie ansprechbar und lachte mehr.

Mehr Lebensqualität und Verbindung zur Familie

Die Macher des Films erhoffen sich für die erkrankten Menschen nicht nur eine Verbesserung der Lebensqualität. Sie engagieren sich damit auch für eine Stärkung der Generationenverbindung von Jung und Alt. 

Zu diesem Zweck wurde auch eigens eine Stiftung (http://www.aliveinside.org/) gegründet. Diese will an Schulen Aufmerksamkeit für die Thematik schaffen. Es werden konkrete Tools vorgestellt, um den Dialog zwischen den Generationen zu fördern.

Ein Beispiel stellt die Alive Inside-App (http://www.aliveinside.org/app) dar, die von Kindern und Enkelkindern verwendet wird, um Großeltern bei der Suche nach ‚ihrer Musik‘ zu helfen.
 
Im Pflegeprozess kann Musik einen Ort des Trostes und der Erinnerung an positive Erinnerungen der Vergangenheit schaffen. Sie stellt einen Weg dar, Demenzkranken temporäre Orientierung und Vertrauen zu ermöglichen und so die Verbindung zur Familie zu stärken.

Musik oder erzählte Erinnerungen – beides hilft im Pflegeprozess. Mehr Info hier: Hörbücher raus aus dem Alltag

Beitragsfoto von John Matychuk auf Unsplash.com