Depression - Die verkannte Kranktheit

Für Menschen, die durch die Covid19-Pandemie Schwierigkeiten haben, wieder in einen Alltag zu finden, gibt es in den USA bereits einen Namen. Man nennt diese PatientInnen "die mit dem Höhlen-Syndrom".

 

Ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie nennen das bei uns: Anpassungsstörung. Besonders Familien, die auf engem Raum zusammenleben, haben sich die Kinder während der Lockdowns und Ausgangsbeschränkungen in die Smart Phone, Tablet und Laptop Welt gerettet, rein in TikTok und WhatsApp. Die Pandemie hat alle Familien - wenn auch auf unterschiedliche Weise - erschüttert.

 

Seit den ersten Kontaktbeschränkungen vor fast 1,5 Jahren stellen Medien, Psychologen,  Psychiater und Wissenschaftler die Frage, was die soziale Isolation mit Menschen macht, und wer unter ihr besonders leidet. Eindeutig gestiegen ist die psychische Belastung von Menschen, im allgemeinen Sinn.

 

Die Zufriedenheit unter Menschen ist gefallen, der Bedarf an therapeutischer Hilfe hingegen drastisch gestiegen: 40 Prozent mehr Patientenanfragen von Erwachsenen hat die Bundespsychotherapeutenkammer gezählt, sogar 60 Prozent mehr bei Kindern und Jugendlichen.

 

Wer Geld hat, lebt gesünder und länger

Viele Menschen fühlen sich seit Beginn der Corona-Krise psychisch überlastet. Antidepressiva können in solchen Situationen natürlich unterstützen; doch die haben Nebenwirkungen.

Die psychische Pandemie trifft mehr junge als alte Menschen und mehr Frauen als Männer, sagen Umfragen. Noch gibt es wenige wissenschaftliche Befunde in Deutschland, welche sozialen Milieus ein besonders hohes Risiko hatten, psychisch zu erkranken.

Trotzdem dürfte auch hier ein Zusammenhang gelten, wie man ihn von einer Covid-Infektion ebenso wie von anderen Krankheiten kennt: Wer Geld hat, lebt gesünder – und länger.

 

Altenpfleger als Depressions-Risikogruppe

Unter den zehn Berufen mit den meisten Fehltagen aufgrund einer psychischen Erkrankung waren im Jahr 2020 AltenpflegerInnen, BusfahrerInnen, ErzieherInnen, BauarbeiterInnen und Security. Das teilt die Techniker Krankenkasse auf Anfrage von Zeit.de mit.

 

In ihrer Top 10 Liste findet sich kein einziger akademischer Beruf. Psychisch krank waren also letztes Jahr nicht die Leute, die im Homeoffice saßen, sondern die, die nicht zu Hause oder überhaupt nicht arbeiten konnten.

 

Die Telefone des Krisendienstes laufen heiß

Eine ganz große Barriere, sich Hilfe zu holen, ist das Wissen über die Symptome und Behandlungsmöglichkeiten. Sind es Anzeichen für etwas Ernstes, wenn ich wochenlang schlecht drauf bin? Gehe ich zum Hausarzt, der wenig Zeit hat und schnell etwas verschreibt oder zu einer Therapeutin? Habe ich eigentlich die Fähigkeit, für das, was mich belastet Worte zu finden?

 

Kann ich es mir leisten, regelmäßig Termine wahrzunehmen, oder habe ich gar kein Geld für eine therapeutische Beratung? Dazu kommt die Angst vor den Reaktionen. Werden meine Freunde denken, dass ich verrückt geworden bin, wenn ich einen Therapeuten konsultiere?

 

Was die Zahlen zeigen, ist dass sich Menschen mit geringem verfügbaren Einkommen deutlich weniger oft eine Psychotherapie leisten als Menschen mit höherem Einkommen.

 

Dabei laufen die Telefone heiß beim Krisendienst. Es sind Menschen, die Verlust- und Existenzangst quälen, die Sorge vor Arbeitslosigkeit, Einsamkeit und der Doppelbelastung von Arbeit und Kinderbetreuung.

 

Viel öfter als unter der Angst vor einer Infektion litten die Leute in den letzten Monaten unter den mittelbaren Corona-Folgen wie Einsamkeit, Jobverlust und fehlendem Ausgleich.

 

Einer älteren Frau kam ihr Leben sinnentleert vor, seit sie ihre Familie nicht mehr sehen kann und bloß noch allein zu Hause saß. Obwohl die Infektionszahlen bis zum Sommer fielen, stiegen die Anfragen an den Krisendienst.

 

Die Psychiatrien in Spitälern sind voll belegt und tragischerweise kommen viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene bis 21 Jahre. Am Anfang der Pandemie beobachteten Ärztinnen und Ärzte vermehrt zwanghaftes Verhalten; Manche Jugendliche hatten so viel Angst vor dem Virus, dass sie sich die Hände wuschen, bis die Haut wund und offen war.

 

Seit mehreren Wochen geht es zunehmend um Sorgen vor der Wiedereingliederung in die soziale Peergruppe. Im Moment lasse es sich noch kaum abschätzen, wie dauerhaft die Folgen der Ausnahmesituation sein werden.

 

Wer wieder im Theater arbeiten kann, als Uber-Fahrer oder Kellnerin, hat mehr sozialen Austausch und womöglich auch etwas weniger Geld- und Zukunftssorgen. Erholt sich die Wirtschaft, erholen sich ziemlich viele Menschen.

 

Depression im Alter

Die Altersdepression ist neben der Demenz die häufigste psychische Erkrankung im Alter. Bei depressiven PatientInnen ab 65 Jahren spricht man von einer Altersdepression bzw. einer Depression im Alter. Als Depression (lateinisch für Lustlosigkeit, Bedrücktheit) wird eine psychische, eine die Gefühlswelt betreffende Störung bezeichnet, bei der sich die Stimmung eines Menschen negativ verändert. 

 

Es dominiert Freudlosigkeit, Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit. Anders als bei jüngeren Menschen sind im Alter diese Hauptsymptome einer Depression anfänglich oft von körperlichen Beschwerden, oft psychosomatischer Natur, überlagert.

 

Bei älteren Betroffenen überwiegen oft unspezifische Symptome wie Kopf- und Rückenschmerzen, Schwindelanfälle oder Magen-Darm-Beschwerden, die eigentlich typische Stimmungsveränderung erfolgt meist schleichend im Hintergrund.

 

Umgang mit Menschen mit Altersdepression

Der erste Schritt zum richtigen Umgang mit Menschen mit Altersdepression ist Verständnis. 

  • Ein depressiver Mensch erlebt seinen Körper und seine Umwelt viel intensiver als andere Menschen
  • Niemand ist "schuld" an der Krankheit

Gerade in anstrengenden oder stressigen Situationen ist es schwer, sich diese Punkte vor Augen zu führen. 

Denn nur mit diesem Grundverständnis bringt man die Ruhe und die Fürsorge auf, sich auch so mit dem betreffenden Menschen auseinander zu setzen, dass dieser nicht zusätzlich leidet.

 

Schuldgefühle vermeiden

Ein Mensch mit Depressionen gibt sich selbst die Schuld an seinem Gemütszustand. Je größer die Schuld für ihn ist, desto niedergeschlagener ist er. Es gilt also in jedem Fall, Schuldgefühle zu vermeiden. 

Schlechtes Beispiel:

"Freu dich doch mal über irgendetwas in Deinem Leben."
Ein Mensch mit Altersdepression kann daraufhin Schuldgefühle entwickeln, weil er es ist, dem diese Fähigkeit zu fehlen scheint.

 

Unterstützung und Beistand

Jeder Mensch braucht es, von seinen Angehörigen ernst genommen zu werden. Das gilt insbesondere für Menschen mit Depressionen. Zeigen Sie Verständnis für die Situation des betreffenden Menschen und erkennen Sie seine Krankheit an – ohne sie aufzubauschen.

Dabei kann auch signalisiert werden, dass es sich um eine Krankheit handelt, die durch Behandlung auch wieder gelindert werden kann.

"Halten Sie mit Ihrem depressiven Angehörigen aus", könnte man den Beistand formulieren, der angebracht ist. Gehen Sie zur Hand, zeigen Sie sich offen für Problematiken, geduldig und hilfsbereit.

Wenn sich der Mensch mit einer Depression zu einer Therapie bzw. zu einer medikamentösen Behandlung entschließt, können Sie ihn bei der zeitlichen Einnahme der Medikamente unterstützen, ihn zu Arztgesprächen begleiten oder Termine für ihn vereinbaren, falls er dies wünscht.

Was Sie auf jeden Fall vermeiden sollten: Bevormundung.

 

Die Symptome für Depressionen 

  • Antriebslosigkeit, Müdigkeit
  • Teilnahmslosigkeit
  • Niedergeschlagenheit
  • Konzentrationsprobleme
  • Innere Unruhe
  • Sprech- und Denkblockierung
  • Rückzug aus dem sozialen Umfeld
  • Suizidgedanken
  • Körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Atemprobleme etc.
  • Gestörter Schlafrhythmus
  • Appetitlosigkeit