Der Umgang mit dem Tod 2.0

Es mag nicht in unserem Ermessen liegen, wann und wie wir sterben, aber wir können uns überlegen, wie wir bestattet werden wollen. Man überlegt sich ganz bewusst, wie man ‚abtreten‘ will. Der Tod ist für die meisten von uns vom gesellschaftlichen und kulturellen Wandel unserer Zeit betroffen. Das zunehmende Ablehnen unserer traditionellen Religionen wird von der Suche nach einer neuen Spiritualität abgelöst. Das wirkt sich auch aufs Sterben aus. Die Sehnsucht nach Unsterblichkeit spiegelt die Gier nach Selbstinszenierung in den sozialen Medien wider.

 

Gestaltung des eigenen digitalen Nachlebens

Sterben 2.0: das sind Bestattungs-Start-ups, QR-Codes auf Grabsteinen, Online-Friedhöfe und Online Plattformen, die der Erinnerung an Verstobene dienen.


Digitale Bestattungshäuser boomen. Start-ups, bei denen es um nicht traditionelle Wege der Bestattung geht, befinden sich auf Expansionskurs. Beim Bestatten wird es in Zukunft Online-Konfiguratoren geben: ob Urne oder Sarg, von der Auswahl des Blumenschmucks bis zur Trauerrede, von der Musik bis zum kreativen Partezettel: Man kann seine Bestattung digital und online buchen.


Wie organisiert man sein digitales Nachleben?

QR-Codes auf Grab- und Gedenksteinen? Das fanden wir vor 20 Jahren sehr schräg. Heute sehen das - vor allem jüngere Menschen - ganz anders. Immer mehr Angehörige versehen die Gedenkstätte ihrer Liebsten mit einem QR-Code, den wir bisher eher von Plakaten und Flyern kennen. QR Codes wurden entwickelt, um viel Information auf kleinsten Platz zu pressen. Wer viel über die Verstorbene/den Verstorbenen erfahren will, dem hilft dieser moderne Weg der Kommunikation. Das digitale Hilfsmittel verschafft Zugang zu einer Fülle von Daten, Bildern, Videos und vor allem Erinnerungen.

 

Wie funktioniert der QR-Code auf Grabsteinen? 

Die Codes sind meist an Gräbern mit einfachen Tafeln oder Metallplatten befestigt. Dabei muss der Code nicht frontal auf dem Stein angebracht werden, auch die Grabvase oder andere feste Dekoartikel sind geeignete Objekte für eine Anbringung. Der Angehörige scannt mit Hilfe seines Smartphones den Code auf dem Grab und eine Gedenkseite mit Erinnerungen an den Verstorbenen öffnet sich.

 

Einige Steinmetze bieten die modernen Grabsteine schon an. Am beliebtesten ist die Anbringung nicht auf dem Stein selbst, sondern an flexibleren Stellen, damit die Besitzer die Codes, falls sie aus der Mode kommen, leicht entfernen können. Es existieren bereits Internetseiten wie e-memoria.de, welche Gesamtpakete anbieten. Darin ist dann der Service, welcher den QR-Code erstellt und eine zugehörige Gedenkwebsite mit flexibler Laufzeit buchbar.

 

In den Niederlanden geht der Trend schon weiter: es gibt Grabsteine mit integrierten Flachbildschirmen mit Akkupower oder Solarpanelen. Anhand dieser können Angehörige Kurzvideos oder Diashows der Verstorbenen ansehen. 

 

Naturnahe Bestattung

Ein weiterer Trend: die naturnahe Bestattung. Diese wird z.B. in Österreich auf dem Land der Forstverwaltung des Guts Mayr-Melnhof in Salzburg angeboten. Gewisse Areale des 6.000 Hektar großen Besitzes werden an Menschen verpachtet, die im Wald ihre letzte Ruhestätte finden wollen. 250 der idyllischen Plätze in der Natur sind bereits mit Urnen belegt. Eine Naturbestattungsfläche ist z.B. die „Vierkaseralm“ auf 1.600 Metern Seehöhe.

Wie lautet Ihr persönliches Verhältnis zum Tod? Und wie gehen Sie damit um, wenn Menschen sterben, die Ihnen sehr nahestehen? Jetzt ist eine gute Zeit, darüber nachzudenken.